Wille der Ukrainer soll zählen Blinken sieht Krim-Befreiung skeptisch
07.04.2023, 00:26 Uhr Artikel anhören
Wolodymyr Selenskyj müsse auch offen sein für den Willen der Ukrainer, sagt Antony Blinken.
(Foto: picture alliance / newscom)
Der US-Außenminister sichert der Ukraine erneut volle Unterstützung zu, auch bei einer Gegenoffensive. Beim Ziel, die von Russland annektierte Krim zu befreien, müsse Präsident Selenskyj aber auf die ukrainische Bevölkerung hören.
Der amerikanische Außenminister Antony Blinken hat sich zurückhaltend über die Ankündigungen der ukrainischen Regierung geäußert, sämtliche von Russland besetzten Gebiete einschließlich der Krim zu befreien. "Diese Entscheidungen müssen von der Ukraine getroffen werden. Die Ukraine ist eine Demokratie. Präsident Wolodymyr Selenskyj hat die Verantwortung, das Land zu führen. Aber er muss auch offen sein für den Willen der Ukrainerinnen und Ukrainer", sagte Blinken den Zeitungen der Funke Mediengruppe und der französischen Zeitung "Ouest-France".
Die Vereinigten Staaten hätten sich mit vielen anderen Ländern verpflichtet, die Ukraine dabei zu unterstützen, ihre territoriale Integrität, ihre Souveränität und ihre Unabhängigkeit zu verteidigen. "Wie sich das in den kommenden Wochen und Monaten entwickelt, bleibt abzuwarten", sagte Blinken.
Kürzlich hatte Blinken Zweifel an einer vollen Befreiung der von Russland besetzten Gebiete in der Ukraine durchblicken lassen. "Ich glaube, dass es Gebiete in der Ukraine gibt, bei denen die Ukrainer entschlossen sind, am Boden darum zu kämpfen. Und eventuell gibt es Gebiete, bei denen sie beschließen, dass sie versuchen wollen, sie auf anderen Wegen wiederzuerlangen", erklärte er vor einem Parlamentsausschuss in Washington.
Zwei Ziele für Ukraines Partner
Für die Partner der Ukraine gebe es zwei Ziele, sagte Blinken nun im Interview. "Eines besteht darin, alles in unserer Macht Stehende zu tun, der Ukraine zu helfen, weiterhin Gebiete zurückzugewinnen." Das schließe eine Gegenoffensive mit ein, die wahrscheinlich in den kommenden Wochen starten werde. "Zweitens soll die Ukraine darin unterstützt werden, ihre mittel- und langfristigen Kapazitäten aufzubauen."
Dabei gehe es darum, Aggression abzuschrecken und sich selbst zu verteidigen, wenn ein Gewaltakt trotzdem stattfinde. "Bis Russland seinen Kurs ändert, werden wir sicherstellen, dass der beispiellose Druck durch Sanktionen und Exportkontrollen bestehen bleibt", erklärte Blinken.
Quelle: ntv.de, chl